DAB+ ist totgeritten – drum sattelt das Internetradio!

Das Henne-oder-Ei-Problem: Müssen erst die Angebote im DAB+ kommen, damit die Zuhörer sich neue digitale Endgeräte kaufen? Oder müssen erst die Konsumenten in die Digitalisierung ihrer Radios investieren, bevor es die Sender tun? Auch wenn ich nicht an die Zukunft von DAB+ glaube, bleiben zwei Herausforderungen, die wir jetzt dringend anpacken müssen.  Continue reading

Plattform-Kapitalismus ist „Turbo für Effizienz“

Sascha Lobo hat ein neues Thema für sich entdeckt: den Plattform-Kapitalismus. Was er darunter versteht, hat der Meister des Agenda-Settings beim Bucerius-Lab in Hamburg erklärt und damit zumindest schon mal einen Einblick ins Inhaltsverzeichnis seines Buches gegeben, an dem er aktuell schreibt. Continue reading

Buchmarkt: Die Digitalisierung hat Ketten gesprengt

Seit der Erfindung des Buchdrucks passen Geschichten zwischen zwei Buchdeckel. Auch wenn die Buchstaben, Wörter und Sätze in der Fantasie Flügel bekommen, blieb die bleigewordene Erzählung doch immer etwas physisches, das mit Leineneinband, Umschlaghülle und Lesebändchen mal mehr, mal weniger aufwändig veredelt wurde. Die Digitalisierung hat damit Schluss gemacht. Durch das E-Book entmaterialisiert sich das Buch. Dadurch eröffnen sich neue Möglichkeiten: Onleihe, Lese-Flatrate, Social-Reading. Und auch der Buchhandel wird als Umschlagplatz eigentlich nicht länger benötigt – aber dazu später mehr. Continue reading

Digitale Agenda: Lasst uns drüber reden!

Liebe Medienpolitikerinnen und Medienpolitiker,

ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber in meinem Wahlkreis können die allermeisten Bürgerinnen und Bürger auf den ersten Blick mal so gar nichts mit den Themen anfangen, die wir hier und jetzt besprechen wollen. Netzneutralität, Störerhaftung und 50-MBit-Ausbau: Erst wenn man den Internetnutzerinnen und -nutzern erklärt, was für sie ganz praktisch dahinter steckt, kommt die Diskussion richtig in Gang. Das liegt nicht etwa daran, dass die Menschen in meinem niederrheinischen Wahlkreis nichts von Internet verstünden. Ganz im Gegenteil sind hier wie anderswo in Deutschland rund 75 Prozent online und bewegen sich wie selbstverständlich durchs Netz.

Dass so viele so wenig damit anfangen können, liegt unter anderem daran, dass die Diskussion zunehmend in den Salons einer Digitalen Bohème stattfindet und wie beim klassischen Vorbild der Salons in einer Sprache geführt wird, die die Massen nicht verstehen sollen. Allein in der Diskussion heute könnten wir viel für das Verständnis tun, wenn wir statt „Störerhaftung“ mal sagen, dass es darum geht, nicht den Eigentümer des offenen WLAN-Netzes zu belangen, sondern den Nutzer, der damit etwas Unrechtes tut. Hinter „Netzneutralität“ verbirgt sich der feste Glaube daran, dass niemand an der Auffahrt zur Datenautobahn stehen darf, um einzelne Automarken auszusortieren oder ihnen den Motor zu drosseln. Und 50 Mbit für alle bedeutet, dass man eben einen Film in HD streamen und gleichzeitig einen anderen Film aufnehmen kann. Mit den derzeit durchschnittlich 7,6 Mbit geht das nämlich nicht.

Diese Beispiele zeigen, warum die Digitale Agenda so wichtig ist. Sie bezeichnet „die Aufstellung der Gesprächspunkte bei politischen Verhandlungen“. Nichts anderes bedeutet die Übersetzung des Wortes „Agenda“ laut Duden-Fremdwörterbuch. Und bereits hier setzt das Missverständnis ein, dem die Piraten aufgesessen sind. Die „Digitale Agenda“ ist nicht der in Stein gemeißelte Maßnahmenkatalog – und sie will es auch gar nicht sein. Ich sage: Die „Digitale Agenda“ kann gar kein abschließendes Werk sein, denn wir alle wissen, wie viel sich im Bereich der digitalen Medien täglich verändert. Darüber müssen wir sprechen, um dann die passenden Regeln aufzustellen – bei der Störerhaftung, bei der Netzneutralität, beim Ausbau des breitbandigen Internets und bei einer Modernisierung des Urheberrechts. Nur um mal einige Beispiele zu nennen.

Erst in dieser Woche hat der Ausschuss für Kultur und Medien eine Reise nach Berlin unternommen, um auch über diese Themen mit den Akteuren der Bundespolitik zu sprechen. Und da wurde eines ganz deutlich: Die Agenda steht und jeder weiß, was zu tun ist. Jetzt gilt es folglich, die einzelnen Punkte anzupacken und in Gesetze zu kleiden. Mir ist dabei ganz deutlich geworden, dass in nächster Zeit die Gesetzesvorhaben nach und nach auf den Weg gebracht werden. Das eine oder andere Mal sicher, nachdem noch einmal genauer hingeschaut wird – zum Beispiel beim Thema Urheberrecht.

Warum also dieser Antrag der Piraten, der in bester Echauffierens-Manier mit „Etikettenschwindel“ überschrieben ist und auch ansonsten mit Kritik an der – Zitat – „so genannten“ Digitalen Agenda nicht spart. Liebe Piraten, mir scheint, Sie sind angekommen in der Ritualisierungsmaschine des Politikbetriebs. Doch ich weiß nicht, ob ich Ihnen dazu gratulieren soll. Was Sie einmal so verabscheut haben, tun Sie nun selbst: Auskeilen nach dem Prinzip, dass nicht gut sein kann, was nicht von mir selber stammt. Aber „man gewöhnt sich dran“, haben Ihre Kollegen in Berlin kürzlich noch plakatiert. Nur das hat Sascha Lobo bei seiner Rede auf der re:publica 2014 überhaupt zu einem Kommentar über die Piraten verleitet. Wo er ansonsten über Sie schweigen wollte wegen, ich zitiere wörtlich „Öööaaaahhh“. Zitat Ende.

In gewisser Weise kann ich Ihren aktuellen Abwehrreflex verstehen, benennt die Bundesregierung in der Digitalen Agenda doch Themen, für die Sie gerne Exklusivrechte geltend machen. Doch war es nie so, dass die Piraten alleine im Bereich der Medien- und Netzpolitik aktiv waren. Im „Neuland“, wie es die eine oder andere nennt, sind wir alle schon länger unterwegs. Vielleicht sind Sie nur etwas ungeduldiger als andere. Was Sie jedoch verkennen ist die Zeit, die sich eine gesellschaftliche Diskussion wie diese nimmt. Das liegt nicht an irgendwelchen Verhinderern, sondern schlicht und einfach daran, dass viele gesellschaftlich relevante Themen erst dann so richtig diskutiert werden, wenn sie spürbar bei den Menschen ankommen.

(Dieser Text ist Teil einer Rede, die ich am 11. September 2014 zur Einbringung des Piraten-Antrags „Etikettenschwindel „Digitale Agenda“: Die deutsche Bundesregierung ist noch immer nicht im digitalen Zeitalter angekommen“ gehalten habe.)

 

Abgerechnet: 180 Euro für den Hauch von Nichts

Irgendwann packt er immer diesen dicken Stift aus und schreibt Zeile für Zeile auf, was der Monat kostet. Schuldenberater Peter Zwegat ist da erbarmungslos und kommt zum immer gleichen Schluss: Das könnt Ihr euch eigentlich gar nicht alles erlauben! Vielleicht ist die Überraschung beim jungen Pärchen in zweiter Ehe und mit drei Kindern auf dem Sofa dann auch deshalb so groß, weil viele der durchlaufenden Posten im wahrsten Sinne des Wortes aus der Luft gegriffen scheinen. Continue reading

Mediothek Krefeld: Von Karo-Boys bis Kamasutra

Blick in die Mediothek Krefeld.

Blick in die Mediothek Krefeld.

Beim Betreten der Mediothek Krefeld habe ich ein Dejà-Vu. Bin ich hier schon mal gewesen? Eigentlich nicht, doch kommt mir alles seltsam bekannt vor. Das liegt vor allem an der guten Arbeit von Martin Kramer, der in den sozialen Netzwerken seine Bücherei lebendig werden lässt – und uns heute mal für eine Privatführung durchs analoge Original zur Verfügung steht.

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Bürgermedien im neuen LMG: Das Glas ist mehr als nur halb voll!

Im Jahr 2007 stellte Steve Jobs das erste iPhone vor, während Microsoft das Betriebssystem Windows Vista an den Start brachte. Nicolas Sarkozy wurde französischer Präsident, Angela Merkel war schon Bundeskanzlerin und eine schwarz-gelbe Landesregierung in NRW beschloss, den Bürgerfunk im Land radikal zu beschneiden. Continue reading

Bild

Google-Streit: Kein Showdown zwischen Döpfner und Jarvis

Mit Spannung erwartet wurde das Aufeinandertreffen von Springer-CEO Mathias Döpfner und Journalistik-Professor Jeff Jarvis beim diesjährigen Global Media Forum, hatten die beiden sich doch in den vergangenen Monaten in Internetbeiträgen zum Teil heftig behakt. Zentrale Frage: Gehört Google als Monopolist reguliert oder nicht?

Wer auf ein großes Rededuell gehofft hatte, wurde leider enttäuscht. Man sah beiden an, dass sie gerne ihren Dissenz offen ausdiskutiert hätten – allein Moderator Tim Sebastian grätschte immer wieder dazwischen. Die Überschrift des Panels zur Zukunft des Journalismus wollte einfach nicht so recht passen.

Bemerkenswert der Seitenhieb am Rande, wonach Döpfner sich darüber wunderte, Jarvis‘ Buch gar nicht kostenlos herunterladen zu können, sondern es erst für 20 Dollar bei Amazon kaufen zu müssen.

Das veranlasste den US-Amerikaner später zu der Frage, ob es noch Kapitalismus sei, wenn man zur Regierung renne, um einen Konkurrenten zerschlagen zu lassen.
Döpfner: „Ein Monopol ist auch nicht gerade kapitalistisch.“

So endete diese Begegnung unentschieden und leider war’s eine vertane Chance, beide nicht ungezügelt aufeinander losgelassen zu haben. Die Diskussion geht dennoch weiter.

 

Der Riese taumelt

Ich bin wütend. Wütend auf die Manager und Verlagschefs, die es in den vergangenen Jahren zugelassen haben, dass viele Zeitungstitel heute wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Redaktionen werden geschlossen, Journalisten entlassen oder, wie jetzt bei der neuen Kooperation zwischen Rheinischer Post und WAZ/NRZ, zu reinen Textverarbeitern degradiert. Dabei werden echte Journalisten mehr denn je gebraucht! Continue reading